Zukunft Betrieb
Das kostenlose Fachmagazin für alle Hilfmittelerbringer:innen. Alles, was das Gesundheitshandwerk und Sanitätsfachhandel bewegt: Zukunft Betrieb widmet sich aktuellen Themen wie der Digitalisierung und dem Fachkräftemangel. Lesen Sie hier alle Fokusthemen aktueller und vergangener Ausgaben.
Moderne Hilfsmittelfertigung: auf dem Weg zu Digitalisierung und Hightech

Die Orthopädietechnik und der Sanitätsfachhandel stehen vor einem tiefgreifenden Wandel. Wo früher handwerkliches Geschick und unternehmerisches Gespür ausreichten, gewinnen heute digitale Prozesse und computergestützte Fertigungstechniken zunehmend an Bedeutung. Getrieben durch den demografischen Wandel, steigende Versorgungsansprüche und den technologischen Fortschritt verändern sich sowohl das Selbstverständnis der Fachkräfte als auch die Erwartungen der Kundinnen und Kunden grundlegend.
Neue Werkzeuge in der Hilfsmittel-Fertigung: Vom Gipsabdruck zum 3D-Scan
„Digitale Werkzeuge gehören längst zum Kanon. Fast täglich kommen neue Technologien, Programme und Funktionen hinzu“, sagte Alf Reuter, Präsident des Bundesinnungsverbandes für Orthopädie-Technik (BIV-OT), bereits 2023. Wie zum Beweis dieser These widmete die OT World, weltweit größte Fachmesse und Branchenkongress, ein Jahr später dem 3D-Druck erstmals einen eigenen Ausstellungsbereich. Die digitale Fertigung ist tatsächlich auf dem besten Weg, sich ihren Platz in den Werkstätten zu sichern. Statt mit dem klassischen Gipsabdruck wird die Anatomie der Patientinnen und Patienten heute mit 3D-Scannern digital erfasst. Allein das Scannen ist eine enorme Vereinfachung: „Wenn wir früher einen Helm anfertigen wollten, mussten wir den ganzen Kopf mit Gips abformen. Das war nicht nur für die Patientinnen und Patienten unangenehm, sondern auch für die Kliniken, wenn wir das noch am Krankenbett gemacht haben, weil immer Gipsrückstände da waren“, sagt Dominik Kächele, Geschäftsführer von Orthopädie-Technik Kächele in Stuttgart. „Heute fahren wir mit dem Scanner einmal um den Kopf herum – das war′s.“ Die gewonnenen Daten fließen direkt in eine CAD-Software, mit der die Technikerinnen und Techniker den Modellen virtuell den letzten Schliff geben. So entstehen passgenaue Prothesen, Orthesen oder Einlagen, die per 3D-Druck oder CNC-Fräsen hergestellt werden.
Diese Verfahren bieten eine höhere Präzision, ermöglichen reproduzierbare Ergebnisse und verkürzen die Herstellungszeit erheblich. Zudem erleichtern die digitalen Prozesse die Dokumentation und die Nachversorgung, wenn etwas geändert oder ein Ersatz angefertigt werden muss. „Der 3D-Druck ist für uns ein wichtiger Bestandteil des modernisierten Versorgungskonzepts. Wir setzen die Technologie aber nicht in jedem Fall ein, sondern differenziert und gezielt je nach Indikation und Nutzen für den Patienten“, erklärt Kächele.

Optica Omnia: Schnittstellen zu Ihrer Spezial-Software
Vermessungssoftware, Scanner und Co.: moderne Betriebe setzen in der Fertigung auf Speziallösungen. Die offene Systemarchitektur von Optica Omnia integriert auch Schnittstellen für weitere Softwarelösungen, die Hilfsmittelerbringer:innen im Arbeitsalltag einsetzen, zum Beispiel die Vermessungssoftwares von Rothballer und medilogic, den Versanddienstleister INFOX oder das Warenwirtschaftssystem BITS.
Hybride Versorgung
Auch der Sanitätsfachhandel verändert sich durch die Digitalisierung grundlegend, und zwar über die gesamte Prozesskette – von der Kundenberatung bis zur Logistik. Online-Terminbuchungen, Hightech-Anamnesetools, digitale Kundenakten bis hin zur späteren Online-Kundenbefragung – all das ist Teil des Versorgungsprozesses im modernen Sanitätshaus. Vieles läuft heute hybrid ab: Kundinnen und Kunden informieren sich vorab online, erwarten dann im Fachgeschäft persönliche Beratung, die beispielsweise durch Tablet-Computer oder die Möglichkeit zur virtuellen Anprobe ergänzt wird. Mit digitalen Dokumentenmanagementsystemen lassen sich viele Regalmeter einsparen und Akten schnell durchsuchen und wiederfinden, wenn sie zuvor entsprechend gescannt und indexiert wurden.
Doch bei allem technischen Fortschritt bleibt der Mensch im Mittelpunkt der Versorgung, im orthopädietechnischen Betrieb ebenso wie im Sanitätshaus. Trotz der unbestreitbaren Vorteile von 3D-Druck oder digitalen Anamnesetools: Handwerkliches Geschick, Einfühlungsvermögen und technisches Verständnis in der Beratung lassen sich dadurch nicht ersetzen. Was sich aber ändert, sind die Anforderungen an das Team: Digitale Kompetenz, interdisziplinäre Zusammenarbeit und lebenslanges Lernen werden immer wichtiger. Das gilt für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ebenso wie für die Führungskräfte. Erfolgreich werden die Unternehmen sein, die Technik und Mensch verbinden – und die Digitalisierung als Chance und nicht als Bedrohung begreifen.
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