Zukunft Praxis

Das kostenlose Fachmagazin für alle Heilmittelerbringer:innen. Alles, was Physiotherapeut:innen, Ergotherapeut:innen, Logopäd:innen und Podolog:innen bewegt: Zukunft Praxis widmet sich aktuellen Themen wie der Digitalisierung und bietet echte Mehrwerte für den Praxis-Alltag. Lesen Sie hier alle Fokusthemen aktueller und vergangener Ausgaben. 

Telematikinfrastruktur: Digitale Trends für die Therapie

Von E-Rezept und Praxissoftware bis zu den Neuerungen der Telematikinfrastruktur 2.0: ein aktueller Blick auf fünf Schwerpunkte des digitalen Wandels.

Junge Therapeutin überprüft etwas am Tablet

E-Rezept: allmählich etabliert

Die Statistik belegt den zunehmenden Erfolg des E-Rezepts: Anfang April, 100 Tage nach seiner Einführung als verbindlicher Standard, waren bereits 124 Millionen E-Rezepte von Patient:innen eingelöst, wöchentlich sind es mittlerweile bis zu 10 Millionen. Auch wurden Anfang April erstmals mehr als zwei Millionen E-Rezepte an einem Tag eingelöst. Im Schnitt stellen laut der gematik wöchentlich mehr als 80.000 medizinische Einrichtungen mindestens ein E-Rezept aus. Auch die Downloadzahlen der E-Rezept-App steigerten sich im Laufe des ersten Quartals 2024: Zuletzt lag die Zahl der Downloads bei 1,8 Millionen. Die Einlösung mit der Gesundheitskarte hat sich als beliebtester Einlöseweg etabliert.

Zur Wahrheit gehört aber auch: In den letzten Monaten stagniert das Verhältnis zwischen E-Rezept und Papierrezept bei ca. 70 zu 30 Prozent, denn es ruckelt noch an der einen oder anderen Stelle. So haben in der Vergangenheit insbesondere technische Störungen bei einem der zugelassenen Dienstleister sowohl das Erstellen als auch das Einlösen von E-Rezepten behindert. In ihrer Antwort auf eine kleine Anfrage der CDU/CSU-Bundestagsfraktion räumt die Bundesregierung denn auch Herausforderungen „wie bei jeder Umstellung von Prozessen im Gesundheitswesen“ ein, der Start des E-Rezepts sei gleichwohl erfolgreich – und die Datensicherheit der Patient:innen gewährleistet.

TI-Messenger: Beginn der Echtzeitkommunikation

Die Telematikinfrastruktur (TI) entwickelt sich ständig weiter – alles Andere würde den Vorteilen der Digitalisierung auch nicht gerecht werden. Steht der bekannte Baustein KIM (Kommunikation im Medizinwesen) für den E-Mail-Versand im Rahmen der TI, bietet diese künftig auch die Möglichkeiten des Instant Messaging. Der Sofortnachrichtendienst TI-Messenger wird aktuell in der Modellregion für digitale Gesundheit in Hamburg und Umgebung getestet und ausgewertet.

Dr. Florian Hartge, Geschäftsführer der gematik, erläutert: „Mit den TI-Messengern können Praxisteams, Krankenhäuser und andere medizinische Einrichtungen Kurznachrichten verschicken. Dabei tauschen sie sich in Echtzeit aus und sind räumlich flexibel. Ein übergreifender Messagingstandard hat bis jetzt gefehlt. Nun schließt sich eine Lücke, und die Direktkommunikation im medizinischen Versorgungsalltag wird noch einfacher.“ Zudem soll die unmittelbare Kommunikation per TI-Messenger im nächsten Schritt auf die Krankenkassen und Patient:innen ausgeweitet werden – ein weiterer Meilenstein auf dem Weg der möglichst effizienten Vernetzung.

TI 2.0: einfacher – und sicherer

Die Telematikinfrastruktur 2.0 ist die umfassende Antwort der gematik auf den permanenten Veränderungsdruck im digitalen Zeitalter. Seit diesem Jahr sind die ersten digitalen Identitäten im Gesundheitswesen als „GesundheitsID“ verfügbar und werden über die Krankenkassen vergeben. Auch für Heilmittelerbringer:innen bedeutet das perspektivisch eine vereinfachte Vernetzung mit ihren Patient:innen. Diese benötigen die elektronische Gesundheitskarte nicht mehr zwingend, sondern können sich künftig mit ihrem Smartphone ortsunabhängig ausweisen und zum Beispiel auch in der E-Rezept-App oder der ePA-App ihrer Krankenkasse anmelden. Von 2026 an soll die GesundheitsID auch als Versicherungsnachweis dienen. 

Grundlegend für die TI 2.0 ist zudem der Zero-Trust-Ansatz: Die Vertrauenswürdigkeit der jeweiligen Akteur:innen wird kontinuierlich überprüft. Was umständlich klingt, macht sich tatsächlich die immer feiner entwickelte Datenstruktur zunutze: Die Telematikinfrastruktur soll in ihrer nächsten Stufe nicht nur enorme Flexibilität, sondern auch extrem effiziente Gefahrenabwehr ermöglichen, sodass Praxen bei aller Dynamik des digitalen Wandels jederzeit geschützt bleiben.

Weniger Hardware, größere Flexibilität

Bislang brauchen medizinische Einrichtungen und Praxen einen Konnektor, um die digitalen TI-Anwendungen nutzen zu können. Das soll sich ändern. Ein Konnektor ist dann nicht mehr zwingend notwendig. Stattdessen reicht in Zukunft ein einfacher Internetzugang: Praxis oder Apotheke beziehen ihren TI-Zugang dann als Service-Leistung von geprüften Anbietern. So können Praxisinhaber:innen sicher sein, dass digitale Anwendungen eingesetzt werden können und diese auch in mobilen Szenarien einfacher nutzbar werden.

Der Schlüssel zu dieser Vereinfachung sind sogenannte Highspeed-Konnektoren, die bisher nur für größere medizinische Einrichtungen zugelassen sind. Langfristig sollen aber auch Praxen von diesem Pluspunkt profitieren können: Die Highspeed-Konnektoren werden dann von geprüften Dienstleistern in Rechenzentren betrieben und stellen von dort aus über das „TI-Gateway“ die Verbindung zur Telematikinfrastruktur her. Die einzelne Praxis wird somit unabhängig von der Hardware und kann sich bei Anschluss, Betrieb und Support auf den Service des jeweiligen Dienstleisters stützen.

Praxissoftware als Begleiterin in die Zukunft

Angesichts der bereits beschriebenen Dynamik des digitalen Wandels gewinnen innovative Praxissoftware-Lösungen immens an Bedeutung. Die Programme müssen mit den Weiterentwicklungen der Telematikinfrastruktur Schritt halten können und die jeweiligen Dienste unterstützen, sodass Praxisinhaber:innen auch tatsächlich von den Effizienzvorteilen der Digitalisierung profitieren können. Wie wichtig Software im Allgemeinen wird, zeigt auch der schrittweise Abschied von den Hardware-Konnektoren. Dieser soll für Praxen zwar erst ab 2025 greifen, aber der Trend zur umfassenden Digitalisierung lässt sich nicht leugnen.

Praxisinhaber:innen sollten sich auf jeden Fall frühzeitig erkundigen, wie ihr Software-Anbieter die Anbindung an die TI umsetzt und welche Endgeräte zum Beispiel für die Nutzung kompatibel sind. Und auch jenseits des Wandels bei den Konnektoren gilt es, mit der Zeit zu  gehen. Das zeigt das Beispiel der Blankoverordnung, die etwa bei der Praxissoftware Optica Viva direkt aufgegriffen wird. Hier werden Formulare, Zeitintervalle und Prüfschritte digital direkt an die Blankoverordnung angepasst – und der Schwung des digitalen Wandels kann unmittelbar genutzt werden.

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