Motivation als Schlüssel zum Patient:innen-Empowerment

Wie Sie die Mitwirkung Ihrer Patient:innen positiv beeinflussen.

Mädchen mit Unterschenkelprothese sitzt auf einem Skateboard

Motivation und Aufklärung verbessern signifikant die Annahme von Hilfsmitteln und tragen so zum Therapieerfolg bei. Vertrauen, Transparenz und Zuspruch schaffen eine motivierte Zusammenarbeit zwischen Hilfsmittelerbringer:innen und Patient:innen auf Augenhöhe.

Ins Sanitätshaus kommen Patient:innen mit ganz individueller Vorgeschichte: Ihr:e Kund:in kann ein Kind sein, das gelernt hat, mit seiner Behinderung zu leben. Aus medizinischen Gründen braucht es kein Hilfsmittel. In der Schule warten aber neue Herausforderungen, welche die Eingewöhnung, beispielsweise an eine Handprothese, erforderlich machen. Oder aber ein Patient, dessen Leben sich nach einem Unfall stark verändert hat und aktuell wenig Motivation zum Therapierfolg mitbringt. Natürlich gibt es auch einige Patient:innen mit einem starken Bedürfnis nach Sicherheit und Diskretion. Für sie alle hat das Hilfsmittel eine andere Bedeutung und ihre extrinsische und intrinsische Motivation, am Behandlungserfolg mitzuwirken, ist sehr unterschiedlich. 

Patient:innen sind für Therapieerfolg zur Mitwirkung verpflichtet

Entscheidend für den Therapiererfolg ist die regelmäßige Nutzung des Hilfsmittels. Dabei gilt es, die teils unbequeme Eingewöhnungszeit zu überstehen. Gefragt sind hier die Patient:innen: Sie sind laut § 66 SGB I verpflichtet, am Behandlungserfolg mitzuwirken. Doch viele Patient:innen tun sich schwer mit ihrem Hilfsmittel und der gerade am Anfang nötigen Umstellung ihrer Gewohnheiten. Aufklärung, Vertrauen und Zuspruch sind der Schlüssel zum Patient:innen-Empowerment. 

Psychologische Aspekte im Patient:innen-Empowerment in den Blick nehmen

Kirsten Abel ist Sprecherin des Präsidiums im Bundesinnungsverband für Orthopädie-Technik (BIV-OT): „Compliance erreichen wir dann, wenn die Patient:innen ihr Hilfsmittel annehmen. Dazu bedarf es einer Anamnese und Anpassung“. Dabei werden in der Praxis psychologische Aspekte der Teilhabe noch oft außer Acht gelassen: „Ich muss Patient:innen oft erst einmal psychisch aufbauen, damit sie ihr Hilfsmittel überhaupt annehmen können“, so Kirsten Abel. Dazu sei es wichtig, eine Beziehung auf gleicher Ebene herzustellen und etwa auch die Sprache am Verständnis der Patient:innen auszurichten. Es sei zu Beginn der Behandlung Aufgabe der Hilfsmittelerbringer:innen zu verstehen, aus welcher Perspektive und mit welchen Erwartungen die Patient:innen auf das Hilfsmittel schauen. 

Mit Empathie und Wertschätzung Anpassung auf Augenhöhe

Ganz praktische Mittel machen Hilfsmittelerbringer:innen dabei zum Partner in der Anpassung und Annahme der Unterstützung: So kann eine Kabine in angenehmer Atmosphäre dazu beitragen, dass sich die Brustkrebspatientin sicher und geborgen fühlt. Empathie, Lob und Wertschätzung stärken dabei die Motivation zur Mitwirkung. Ein ebenfalls betroffener Patient könnte den Techniker zum Gelähmten begleiten und ihm aus eigener Erfahrung Mut zusprechen. Oder die Übung des täglichen Lebens, in der klare Anforderungen über die benötigten Funktionalitäten des Hilfsmittels sichtbar werden, erleichtert die Gewöhnung und den optimalen Einsatz der Handprothese des Kindes. Darüber hinaus können Angehörige und Freund:innen in die Aufklärung eingebunden werden. So können sie die Patient:innen bei der optimalen Nutzung des Hilfsmittels motivieren. 

Adhärenz über die Nachsorge hinaus

Dabei endet die Motivation längst nicht bei partnerschaftlicher Aufklärung und fachlicher Anpassung. Die Fallpauschalen regeln auch Reparaturzyklen, in denen das Hilfsmittel geprüft wird. Da Techniker:innen für ihre Hilfsmittel haften, haben sie aber auch ein intrinsisches Interesse an der Nachsorge. So werden Patient:innen regelmäßig angeschrieben und zum Kontrolltermin eingeladen. Doch auch hier liegt es in der Verantwortung der Patient:innen, diesen wahrzunehmen. Dazu sollten Patient:innen schließlich auch darüber aufgeklärt werden, welche Konsequenzen es hat, wenn sie das Hilfsmittel nicht ordnungsgemäß nutzen und pflegen. Hierbei können gezielte Anreize und Sanktionen helfen, die Mitwirkpflicht zu steigern. Patient:innen können motiviert werden, ihre Fortschritte und Erfolge zu dokumentieren. Auf diese Weise sehen sie selbst, wie sich ihre Situation verbessert und welchen Einfluss das Hilfsmittel auf ihre Gesundheit und Lebensqualität hat. Denn behalten die Patient:innen ihre Ziele im Sinne der Adhärenz im Blick, gewinnt am Ende die Zuversicht die Oberhand im Patient:innen-Empowerment und motiviert auch über die Nachsorge hinaus weiter zur Mitwirkung. 

Diese 11 Motivationsregeln unterstützen Sie bei der Steigerung der Mitwirkungspflicht von Patient:innen:

  • Aufklärung und Anpassung auf Augenhöhe 
  • Mit Vertrauen, Transparenz und Zuspruch zum Motivationsschub
  • Psychologische Aspekte im Patient:innen-Empowerment in den Blick nehmen
  • Sprache am Verständnis der Patient:innen ausrichten
  • Perspektive der Patient:innen auf das Hilfsmittel einnehmen
  • Über Konsequenzen einer unsachgemäßen Anwendung aufklären
  • Patient:innen motivieren, ihre Erfolge zu dokumentieren
  • Angenehme Beratungssituation schaffen
  • Selbsthilfe durch andere betroffene Patient:innen fördern
  • Klare Anforderungen an die Funktionalitäten des Hilfsmittels definieren
  • Angehörige und Freunde einbinden
     

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Compliance: Die Mitwirkungspflicht von Patient:innen im Wandel 

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