Lipödem: B wie Behandlung

Lassen Sie uns gemeinsam das ABC in der Begleitung einer Lipödem-Patientin anschauen.

Der Start jeder konservativen Lipödembehandlung ist die Versorgung der Patientin mit einer maßgefertigten Flachstrickkompression. Maßgefertigt, weil jedes Lipödem so einzigartig ist wie die Patientin selber. Größe, Länge, Weite - alles muss individuell vermessen und angefertigt werden, damit diese bei umsichtiger Anwendung den größtmöglichen Behandlungserfolg bewirken kann.

Bis dahin ist es aber noch ein langer Weg bevor ich als Patientin meine Kompression dann endlich in den Händen halte und anschließend am Körper trage. Als „alter Hase“ weiß ich mittlerweile genau worauf ich achten muss was Zusätze angeht oder wie sich meine Kompression am Körper anfühlen muss, damit sie wirklich gut sitzt und nicht einfach nur sitzt. Das kam auch nicht von heute auf morgen und am Anfang war das auch alles für mich noch totales Neuland. Denn auch das erste Mal in einem Sanitätshaus ist wie jedes andere erste Mal auch: aufregend, komisch und man weiß nicht so genau was einen erwarten wird. 

„Im Sanitätshaus selbst war ich mir auch zunächst gar nicht so wirklich sicher, ob ich hier richtig bin. Zwischen den Prothesen, Gehhilfen und Orthopädie fühlte ich mich erst mal so gar nicht angesprochen."

Obwohl die Ladenfläche einladend und hell eingerichtet war. Mehr wie in einem Kaufhaus für medizinische Hilfsmittel. Und genauso wie im Kaufhaus kam relativ zügig eine Dame auf mich zu und fragte, wie sie mir helfen könnte. Helfen klang gut. Ich reichte ihr dankend mein Rezept. Was sollte ich auch weiter sagen? Ich hatte doch eh keine Ahnung von dem was ich brauchte. Anhand der bunten Strümpfe überall um mich herum auf der Ladenfläche konnte ich zwar ungefähr ableiten was ich wollte (und auch nicht wollte), aber was ich brauchte - damit war ich überfragt. Gemeinsam machten wir uns auf den Weg zur Behandlungskabine und da begann der Zauber für mich erst so richtig. Denn wie bei jeder guten Zaubershow fiel jede Aufregung und Anspannung von jetzt auf gleich von mir ab völlig begeistert von den Möglichkeiten und Optionen, die mir in den nächsten Minuten präsentiert werden sollten. Versorgungsmöglichkeiten, die meine Vorstellungskraft bei weitem überstiegen.

Beginnen wir am Anfang

Bleiben wir in der Welt der Magie, in der ich die fleißigen Damen und Herren, die sich im Bereich Kompression um die Patienten kümmern liebevoll „Sani-Feen“ nenne. Denn ihre Arbeit ist für mich magisch. Sie sind wie die gute Fee von Cinderella/Aschenputtel, die ihr mit ein paar flinken Handbewegungen und mit guten Ratschlägen zu einem traumhaften Kleid und einem neuen Lebensgefühl verhalfen.  Nichts anderes schaffen auch die Sani-Feen, wenn sie die optimale Kompressionsversorgung für ihre Patientinnen zusammenstellen. Angefangen bei den Maßen, über die Empfehlung der effektivsten und gleichzeitig bequemsten Versorgungsqualität und abschließend bis hin zur Beratung der Farben und Muster.

Vermessen wird in den meisten Fällen von Hand durchgeführt, ganz klassisch mit Maßband. Schon hier beweist die Sani-Fee direkt ihr magisches Talent für Empathie und Einfühlungsvermögen. Als Patientin entkleide ich mich bis auf die Unterwäsche zum Vermessen. Nackig und im höchsten Maße verwundbar stehe ich so vor einer mir bis dahin unbekannte Person. Das kostet einiges an Überwindung. Gerade, wenn ich mich vielleicht sogar schäme für meinen Körper und mich aufgrund des Lipödems richtig unwohl fühle in meiner eigenen Haut. Nackt und (emotional) verletzlich stehe ich also da und mir wird ruhig, verständlich und vor allem auf Augenhöhe erklärt wie meine Maße genommen werden. Warum mir Punkte und Striche aufgemalt werden, was der Unterschied ist zwischen Haut- und Zugmaß und warum es wichtig ist diese beiden Maße zu nehmen. Dass gerade auch das Zugmaß wirklich unangenehm sein kann, gerade bei einem druckempfindlichen Gewebe wie beim Lipödem. Alleine das vermittelt mir als Patientin schon ein Gefühl von Verbundenheit. Auch wenn mein Gegenüber selbst kein Lipödem hat, ist das Bewusstsein für meine Empfindsamkeit da. Ich fühle mich verstanden. Vermessen wird herkömmlicherweise mit einem handelsüblichen Maßband orientiert an fixen Messpunkten vorgegeben durch die Herstellerspezifischen Maßblätter. 
Diese körpernahe Arbeit stellt sehr schnell Kontakt her zwischen Patientin und Sani-Fee, erfordert andererseits jedoch auch viel Vertrauen seitens der Patientin und Geduld sowie Einfühlungsvermögen seitens der Behandelnden.
 

Messen 2.0

Obwohl dieses Vorgehen weiterhin Standard ist und ich kein Sanitätshaus kenne, dass nicht auf diese Weise maßgefertigte Kompressionsversorgungen vermisst, gibt es mittlerweile auch noch eine andere Möglichkeit die Maße eines Patienten zu ermitteln. Das Beste daran: Kontaktlos und Berührungsfrei. Total digital. Denn wie überall in unserem Leben hielt auch hier die Technik Einzug in den Sanitätshaus-Alltag.Mittlerweile ist es möglich mithilfe unterschiedlicher Gerätschaften einen 3D-„Abdruck“ der Patientin zu erstellen, anhand dessen die Maße der Patientin digital errechnet werden und abschließend eine Kompressionsversorgung bestellt werden kann. Klingt irgendwie zu schön, um wahr zu sein, dass es so leicht sein soll, oder?

Tatsächlich ist es auch in der Umsetzung gar nicht weiter aufwendig. Es gibt die eine Variante, wobei sich der Patient/ die Patientin auf eine Platte stellt und innerhalb einer 360° Drehung dieser Platte von der Maschine vermessen wird. Um ehrlich zu sein ist diese Variante etwas wackelig und als Patient wird man nicht umsonst aufgefordert sich an dem vorhandenen Bügel zur Sicherheit festzuhalten. Gerade zu Beginn ruckelt es doch schon einmal verhältnismäßig kräftig. Insgesamt ist diese Form des digitalen Vermessens super easy und geht recht schnell. Doch ist das Messinstrument schon irgendwie empfindlich was seine Messungen betrifft. Wechselnde Lichtverhältnisse mag es nicht und mit besonders üppigen Rundungen hat es auch so seine Probleme. 

Eine andere Variante ist das Vermessen mit einem Tablet, einer Spezialkamera, die am Tablet angebracht ist und ein Spezialsoftware – die auch schon die Maßblätter der unterschiedlichen Hersteller beinhaltet – zur Vereinfachung der Arbeit im Tagesgeschäft. Bei dieser Variante flitzt die Sani-Fee mit einigen Schritten um die Patientin herum und das Tablet zeichnet währenddessen alle notwendigen Daten auf, überführt diese anschließend in ein vorausgewähltes Maßblatt und schon ist der ganze Zauber vorbei. 

"Bibidi, babidi-bu – eine neue Kompression bekommst du!"

Besonderer Bonus in der aktuellen Zeit: Dadurch, dass diese Services Berührungslos und mit Abstand angewandt werden, ist es trotzdem möglich sich an Abstand- und Hygieneregeln zu halten, um die Ausbreitung des Corona-Virus einzudämmen. Sicherheitshalber werden trotzdem noch einmal zur Kontrolle die Maße der Kundin von Hand genommen, um auch abzusichern, dass keine Reklamation durch eine mögliche Fehlmessung durch den Computer verursacht wurde. Auch hier gilt also ganz klar das Vier-Augen-Prinzip, sollten wir davon ausgehen, dass das erste Paar Augen die des Computers waren.

Qualität ist das Eine

Sind die Daten einmal genommen beginnt der Spaß für mich als Patientin erst so richtig, denn ab jetzt darf ich wie im Süßigkeitenladen mir aussuchen und zusammen stellen, was ich haben will! Besonders am Anfang und ganz Speziell bei der ersten Versorgung ist an dieser Stelle die Sani-Fee gefragt. Ihre Beratung und Empfehlung in den nächsten Schritten entscheiden darüber, ob aus der Patientin auch eine Kundin wird. Denn fühle ich mich an diesem Punkt nicht gut beraten, einfach abgefertigt oder missverstanden, werde ich bei der nächsten Versorgung sicherlich ein anderes Sanitätshaus „ausprobieren“. Das ist sicher. 

Es ist also wichtig an diesem Punkt in Erfahrung zu bringen, ob die zu versorgende Patientin irgendwelche besonderen Bedürfnisse hat neben ihrem Lipödem. Besonders im Bereich der Füße sollte darauf geachtet werden, dass nichts drückt oder reibt. Für Diabetiker gibt es besondere Soft-Spitzen, für Halux valgus und Schneiderballen gibt es ebenfalls extra Einsätze im Fußbereich. 

  • Sagte sie was von Knieproblemen? 
  • Würde ihr ein Pelotteneinsatz weiterhelfen?
  • Braucht meine Patientin vielleicht zusätzliche Haftnoppen im Gestrick, weil sie z.B. über trockene Haut klagt?
  • Hat sie etwas von empfindlicher Haut gesagt, so dass ich da lieber von den Haftnoppen abrate und komplementär zu einem Haftverbessernden Pflegeschaum rate?
  • Noppenhaftrand, Gestrickrand, gar kein Abschluss oder vielleicht was mit nem Reißverschluss?

So viele Fragen! Hier ist absolut das verkäuferische Gespür und Geschick der Sani-Fee gefragt, um den Zauber rund um die Kompressionsversorgung beizubehalten. Erfahrung und eine gute Prise der Zauberzutat Einfühlungsvermögen bewirken an dieser Stelle wahre Wunder. Wer hierbei überzeugt verwandelt eine Patientin in eine wunderschöne und vor allem zufriedene, gerne 
 

Optik das Andere

Zum Abschluss kommt für mich der schönste Teil dieser Zaubershow: die Auswahl der Farben und Muster! 

Die Auswahl im Bereich Flachstrick ist mittlerweile so bunt und umfangreich, dass eigentlich keine Wünsche offen bleiben. Die Zeiten von „Ommas beigem Stützstrumpf“ gehören der Vergangenheit an (wenn man möchte). Sicherlich gibt es weiterhin die simplen Standardfarben in Hauttönen oder schlicht Schwarz. Das ist auch gut und nützlich so. Es gibt Patientinnen die fühlen sich mit diesen Farben am wohlsten und andere sind beruflich darauf beschränkt. Bedarf gibt es auf jeden Fall immer.  Doch als junge, stilbewusste Frau möchte ich mehr als das. Möchte ich Auswahl haben. 
Ich möchte mich entscheiden können zwischen Standard-Eintönigkeit und Regenbogen-Farbpalette. Meine Kompression soll sich genauso in meine Outfits und in meinen Stil integrieren lassen wie der restliche Inhalt meines Kleiderschranks, meiner Schuhe und Accessoires. Meine Kompression soll da keine Ausnahme sein.

Vollenden sollte die Sani-Fee ihren Zauber mit mir als ihrer Patientinnen-Cinderella, indem sie ein zauberhaftes Bein-Kleid gestaltet. Dazu gehört natürlich auch das Vorstellen und Empfehlen von tollen Farben und Mustern für meine neue Versorgung. Sozusagen ein Rundum-Sorglos-Paket, wenn es darum geht wieder eine neue Kompressionsversorgung zu erhalten. Kein Trend, keine neue Farbe, kein hilfreicher Zusatz geht mehr an dir vorbei, denn deine Sani-Fee hat alles auf dem Schirm und vor allem auch deine Bedürfnisse im Blick. So verlasse ich abschließend begeistert und vor allem voller Vorfreude auf meine neue Kompression als zufriedene Patientin das Sanitätshaus. Ein für alle Beteiligten erfreuliches Erlebnis, das mich als Patienten (und Kundin!) auch dazu inspiriert gerne wieder zurück zu kommen zu meiner Sani-Fee ins Sanitätshaus meines Vertrauens. So dass ich mir bei jedem neuen Rezept direkt denke: 

„Ab ins Sanitätshaus mit mir und rein in die (neue) Kompressionsversorgung!"

Begleiten Sie mich auf meinem Weg der konservativen Behandlung meines Lipödems. Lassen Sie uns gemeinsam das ABC in der Begleitung einer Lipödem-Patientin anschauen:

A wie Anamnese

B wie Behandlung

C wie (Patienten) Compliance

Mehr Infos rund um das Thema Lipödem findet ihr auf der OPTICA Website. Dieser Post ist in Kooperation mit OPTICA Abrechnungszentrum entstanden. 

Bilder: C. Schmalenberg


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