Optica im Gespräch: Betriebsnachfolge frühzeitig planen

Viele Betriebe stehen in den nächsten Jahren vor einem Eigentümerwechsel. Was sie beachten müssen, haben wir Thomas Bade, Geschäftsführer der HAWE-Systems GmbH, gefragt.

Herr Bade, die HAWE-Systems ist eine staatlich geprüfte Präqualifizierungsstelle. Jede Übernahme erfordert die erneute Prüfung der Präqualifizierung.

Welche Bedeutung hat das Thema der Betriebsnachfolge aktuell für die Hilfsmittelbranche?

Generell haben wir derzeit viel Bewegung am Hilfsmittelmarkt: Viele Betriebe schließen aus Altersgründen. Eine Nachfolge zu finden, ist schwierig. Die klassische Konstellation, dass der Betrieb an die Kinder weitergegeben wird, greift oft nicht mehr. Der sich verschärfende Fachkräftemangel und die gestiegenen Anforderungen an die Präqualifizierung spitzen die Lage weiter zu. Die Nachfolgeproblematik führt so weit, dass Betriebe schließen. Vor allem im ländlichen Raum stellen wir eine Ausdünnung der Versorgungsstruktur im Gesundheitswesen fest, denn bei Ärzten sieht die Lage kaum anders aus. Wir haben eine Tendenz hin zu Ketten, die bundesweit tätig sind. Für die ist die Präqualifizierung Teil ihres Qualitätsmanagements und es gibt kaum Schwierigkeiten, sie zu erhalten. Für kleinere Betriebe hingegen ist die Erfüllung der Kriterien mit einem hohen Aufwand verbunden, aber auch kleine Betriebe können sich sehr gut aufstellen, wenn sie sich mit der Präqualifizierung und den Anforderungen sowie deren Erfüllung rechtzeitig beschäftigen.

Was sind die häufigsten Fehler bei der Regelung der Betriebsnachfolge?

Die Unternehmen machen häufig den Fehler, dass sie zwar lange im Voraus mit Juristen und Steuerberatern über Anlagevermögen und betriebswirtschaftliche Auswertungen diskutieren, die Präqualifizierung aber vergessen. Oft erfahren wir von der Übernahme erst im Rahmen einer turnusmäßigen Prüfung der Präqualifizierung. Wenn dann die Zeit knapp wird, haben die Nachfolger mitunter das Problem, dass sie nicht abrechnen dürfen, sind die Kriterien der Präqualifizierung nicht erfüllt. Etwa 90 Prozent aller Verordnungen werden über die gesetzliche Krankenversicherung abgerechnet. Eine fehlende Präqualifizierung wirkt sich dann existenzbedrohend aus. 

Was empfehlen Sie Inhabern und an einer Übernahme Interessierten im Hilfsmittelbereich?

Das allerwichtigste ist, das Thema der Präqualifizierung rechtzeitig auf die Agenda zu setzen. Unternehmen müssen bei der Betriebsnachfolge frühzeitig auf die Präqualifizierungsstelle zugehen, mindestens sechs Monate im Voraus. Übernahmeinteressierte sollten sich dabei vor allem die Abweichungsberichte der Präqualifizierung ansehen. Dort sind etwaige Mängel bei der letzten Begehung vermerkt. So ist schnell klar: Sind alle berufsrechtlichen Anforderungen erfüllt? Habe ich Fachpersonal, zum Beispiel für die Stoma-Versorgung? Wenn ich andere Versorgungsbereiche, wie etwa neue Kommunikationshilfen abdecken will, braucht es auch einen Elektrotechniker. Wenn ich das Personal nicht habe, kann ich es nicht abrechnen. Außerdem muss geklärt werden, ob die räumlichen und sachlichen Anforderungen erfüllt sind. 

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Wie gliedert sich die Präqualifizierung in den Prozess der Betriebsübernahme ein?

Das normale Vorgehen bei einer Übernahme ist, dass wir die Betriebe noch einmal neu begehen und die Kriterien und Unterlagen zur Präqualifizierung erneut prüfen. Dabei benötigen wir auch Dokumente, wie den neuen Handelsregisterauszug, die Gewerbeummeldung, den Eintrag in die Handwerksrolle oder Berufsurkunden, aber eben auch die Versicherungsbestätigung entsprechend der Anforderung sowie einen aktuellen Auszug aus dem Gewerbezentralregister. Erfahrungsgemäß benötigen die Ämter mitunter bis zu vier Wochen für die Ausstellung dieser Unterlagen. Ein Grund für die langen Bearbeitungszeiten liegt auch in der unzureichenden Digitalisierung. Sind alle Unterlagen da und alle Kriterien geprüft, übermitteln wir die Daten an den GKV-Spitzenverband. Dieser informiert die angeschlossenen Mitgliedskassen und der Betrieb ist weiterhin versorgungsberechtigt. Sind die Unterlagen unvollständig, wird das den Kassen ebenfalls gemeldet und der Betrieb darf für den Zeitraum bis zur erneuten Präqualifizierung nicht abrechnen.

Was legen Sie Betrieben bei einer anstehenden Übernahme besonders ans Herz?

Die Unternehmen sollten sich, so banal es klingt, dem Thema überhaupt annehmen: Kümmert Euch rechtzeitig!
Es ist ein Zeitfaktor: Eine Betriebsnachfolge dauert Jahre, nicht nur die sechs Monate im Rahmen der Präqualifizierung. Außerdem sollten Hilfsmittelbetriebe sich mit den Neuerungen im Rahmen der Digitalisierung auseinandersetzen. Wenn man heute ein Unternehmen verkauft, das keine Digitalisierungsprojekte angeschoben hat, dann hat es am Markt keine Chance. Es gibt immer noch einige wenige Betriebe, die nur per Post oder Fax zu erreichen sind. Wo die Digitalisierung Einzug hält, kann Schnittstellentechnologie genutzt und beispielsweise Gewerbeanmeldungen in Zukunft direkt auf den Rechner geschickt werden. Die HAWE-Systems GmbH ist zudem um die Schaffung von Transparenz bemüht und stellt zu diesem Zweck einen Leitfaden zur Verfügung, der über den Ablauf des Präqualifizierungsverfahrens und die Prüfkriterien informiert.

Herr Bade, herzlichen Dank für das Gespräch!  

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