PraxisProfi: Psychisches Wohlbefinden am Arbeitsplatz

Möchten Sie Mitarbeitende, die engagiert mit ihren Patient:innen nach den bestmöglichen Lösungen suchen? Als Praxisleitung können Sie viel dafür tun.

praxisprofi: Psychische Gesundheit

Praxisleitung mit Hirn

Ein Forschungsteam um die Arbeits-und Organisationspsychologin Karina Nielson (2017) von der University of Sheffield hat sich auf die Suche nach Ressourcen gemacht, die das Wohlbefinden und die Produktivität von Arbeitnehmern gleichermaßen fördern. Und ist fündig geworden. In ihrer systematischen Übersichtsarbeit und Metaanalyse haben die Forschenden 84 quantitative Studien ausgewertet und Ressourcen auf vier verschiedenen Ebenen identifiziert [1]: 

•    I – Individuum 
•    G – Gruppe 
•    L – Leitung 
•    O – Organisation 

Das heißt, ob Mitarbeitende sich in einer Einrichtung wohlfühlen und effektiv einbringen, hängt keineswegs nur von ihren individuellen Eigenschaften ab. Auch die vorhandenen Ressourcen auf Ebene der Gruppe/des Teams, der Leitung und der Organisation üben hierauf einen wichtigen Einfluss aus. Möchten Praxisinhaber(innen) also das Wohlbefinden und die Produktivität ihrer Mitarbeitenden stärken, sollten sie alle vier IGLO-Ebenen im Auge haben. 

I wie Individuum - oder wie setze ich am einzelnen Mitarbeitenden an?

Menschen fühlen sich in ihrem Arbeitskontext dann eher wohl und zeigen bessere Leistungen, wenn sie bestimmte persönliche Eigenschaften bzw. innere Haltungen mitbringen. Als Ressourcen gelten hier Selbstwirksamkeit, Hoffnung, Optimismus und das sogenannte Job Crafting – das aktive Gestalten der eigenen Arbeit. Eine entscheidende Rolle spielt außerdem das vorhandene Ausmaß an Resilienz [1], also „die persönliche Elastizität und Widerstandskraft, die uns positiv mit Veränderungen und Krisen umgehen lassen“. Dabei fällt es Menschen mit hoher Resilienz einfacher, Krisen zu bewältigen und daraus zu lernen. 

Mitarbeitende können ihre Resilienz nachweislich verbessern, indem sie regelmäßig Achtsamkeitsübungen durchführen, was sich ebenso positiv auf ihr Engagement und ihre Leistungsfähigkeit auswirkt.

G wie Gruppe - oder wie lässt sich das Team stärken?

Auch auf Ebene der Gruppe/des Teams gibt es mehrere Ressourcen, die nachweislich das Wohlbefinden und die Arbeitsperformance von Mitarbeitenden fördern. Hierzu zählen soziale Unterstützung, die Verbindung (Fit) zwischen dem Einzelnen und seinem Team oder Eigenschaften des Teams wie „Teamlearning“ und Teamklima [1]. 

Möchte man im Team Veränderungs- und Lösungsprozesse konstruktiv gestalten, sich besser kennenlernen oder weiter zusammenzuwachsen, bietet sich die Methode des Dialogs an. Sie ermöglicht es, neue Sichtweisen zu entwickeln, Potenziale zu entdecken und zu tragfähig(er)en Lösungen zu kommen. Eine Dialog-Sitzung kann moderiert werden und unter einem bestimmten Thema stehen oder relativ frei konzipiert sein. Die Teilnehmenden lassen Sichtweisen, Gedanken und Empfindungen in sich aufsteigen und beobachten diese. Möchte ein Gruppenmitglied etwas äußern, ergreift es den in der Mitte liegenden Redestein.  Alle Teilnehmenden erhalten die Möglichkeit, inneren Impulsen und Prozessen nachzugehen, diese zu betrachten und zu reflektieren.

L wie Leitung - oder was können die Praxisinhaber:innen selbst beitragen?

Auch die Leitung selbst kann mit ihrem Verhalten das Wohlbefinden und die Arbeitsleistungen der Mitarbeitenden unterstützen. Dabei kommt neben einer guten Beziehungsqualität dem tranformationalen Führungsstil eine hervorgehobene Bedeutung zu. Transformationale Führung zeichnet sich durch vier Merkmale aus: idealisierender Einfluss, inspirierende Motivation, intellektuelle Anregung und individuelle Betrachtung. So können Vorgesetzte ihren Mitarbeitenden zum Beispiel dabei helfen, das eigene Potenzial zu entfalten, indem sie an deren Kompetenzen glauben und positive Bilder aufbauen.

O wie Organisation - und damit alle vier Ebenen im Blick

Auch die Organisation selbst spielt eine wichtige Rolle, wenn es um das Wohlbefinden und die Produktivität der Mitarbeitenden geht. Neben der Autonomie stellt auch das Human Ressource Management eine bedeutsame Ressource dar. Demnach können Bonuszahlungen, Trainingsprogramme, Karriereförderung und Mitarbeiterbewertungen dazu beitragen, dass sich Mitarbeitende wohlfühlen und produktiv einbringen.

Praxisinhaber:innen können also auf verschiedenen Ebenen ansetzen, wenn sie das Wohlbefinden und die Produktivität ihrer Mitarbeitenden steigern wollen, dabei sind alle Ebenen gleichermaßen von Bedeutung.
 

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