Branchensteckbrief Medizintechnik

Die deutsche Medizintechnikindustrie ist stark mittelständisch geprägt. Die Erwartungen von Hersteller:innen für die kommenden Jahre sind positiv.

Die Medizintechnik von Deutschland in Zahlen.

Mit einem Gesamtjahresumsatz von über 71,6 Milliarden Euro ist die Medizintechnikindustrie in Deutschland ein bedeutender und stetig wachsender Eckpfeiler der deutschen Wirtschaft. Der Inlandsumsatz lag bei 25,5 Milliarden Euro, der Auslandsumsatz betrug 46,1 Milliarden Euro. Rund 95% der rund 1.450 Medizintechnikunternehmen haben weniger als 250 Beschäftigte. Zählt man die Kleinst- und Handelsbetriebe mit, kommt die Branche auf insgesamt rund 12.000 Betriebe mit mehr als 236.000 Mitarbeitern. Die meisten Betriebe sind in Baden-Württemberg (274), NRW (257) und Bayern (193) angesiedelt.

Die deutsche Medizintechnik ist international wettbewerbsfähig.

Die Exportquote der Branche liegt bei durchschnittlich fast 66%. Hiesige Unternehmen haben demnach einen Anteil von 10 Prozent am Medizintechnik-Weltmarkt. Die wichtigsten Zielländer der deutschen Medizintechnikausfuhren bleiben die USA und China mit Exportanteilen von 18 bzw. 9 Prozent. Auf die Länder der Europäischen Union entfielen 41 Prozent der Exporte. Die Nachfrage aus Russland, mit 3 Prozent auf Platz 9 des Zielländer-Rankings, gewann weiter an Fahrt (plus 10 Prozent). Der Ausgabenanteil der Gesetzlichen Krankenversicherung an den Ausgaben für Medizinprodukte liegt bei rund 23 Milliarden Euro (rund 64 Prozent). Für Hilfsmittel hat die GKV 8,8 Milliarden Euro aufgewendet, für den sonstigen medizinischen Bedarf 13,2 Milliarden Euro. Hinzu kommt der Verbandmittelbereich (unter "Arzneimitteln" erfasst).

Auch bei den europäischen Patenten belegt Deutschland mit mehr als 1.200 Anmeldungen im Jahr 2020 einen Spitzenplatz. Nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums gibt es in Deutschland ca. 400.000 verschiedene Medizinprodukte. Darunter fallen u.a. diagnostische Geräte, chirurgische Instrumente, intensivmedizinische Geräte, Implantate, Produkte zur Sterilisation, aber auch Abdeckungen und Hilfsmittel. Diese Produkte finden sich in verschiedenen Kundensegmenten wieder – zum Verbrauch/ im Einsatz, im Verkauf/ in der Vermietung, zur Empfehlung/ Verschreibung.

„Die deutsche Medizintechnikindustrie hat ihren Wachstumskurs in diesem Jahr zwar fortgesetzt. Steigende Rohstoff- und Logistikkosten, Lieferkettenstörungen und die Auswirkungen der europäischen Medizinprodukteverordnung (MDR) belasten aber zunehmend das Geschäft.“

Marcus Kuhlmann, Leiter der Medizintechnik im Industrieverband Spectaris

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Medizintechnikmarkt könnte bis 2025 jährlich um 6,3 Prozent wachsen.

Damit die Medizintechnik in Deutschland ihre Spitzenposition behält, möglichst wenig Know-How abfließt und ihre Innovationsfähigkeit nicht weiter gefährdet wird, müssen nach Einschätzung des Industrieverbandes SPECTARIS die Rahmenbedingungen für Innovationen deutlich verbessert werden. Dr Martin Leonhard, Vorsitzender Medizintechnik bei SPECTARIS, sieht Handlungsbedarf sowohl auf europäischer als auch auf Bundesebene:

„Mit Blick auf das Erstattungssystem hierzulande muss der Zugang neuer Untersuchungs- und Behandlungsmethoden zur Regelversorgung, die wesentlich auf Medizinprodukten basieren, beschleunigt und vereinfacht werden. Dazu gehört ein eigenes Instrumentarium für die MedTech-Methodenbewertung mit schnelleren Zulassungs- und Erstattungsprozessen, das die Besonderheiten von Medizinprodukten mit kurzen Innovationszyklen und auch andere Nutzendimensionen neben dem Patientennutzen berücksichtigt.“

Marcus Kuhlmann, Leiter der Medizintechnik im Industrieverband Spectaris

Außerdem gehöre die Investitionsfinanzierung der Krankenhäuser auf den Prüfstand. Der Bund sollte im Rahmen einer Innovationsoffensive – Austausch alter Medizingeräte durch moderne, innovative Medizintechnik – gezielt diejenigen Bundesländer belohnen und unterstützen, die ihrer Investitionszusage gegenüber den Krankenhäusern nachkommen.

Anstieg des Weltmarktes für Medizintechnik.

Aufgrund der zuvor genannten Einflussfaktoren der Märkte ist zu erwarten, dass die Medizintechnik ihren Wachstumskurs mit einem niedrigen Umsatzplus im Jahr 2022 fortsetzen wird. Expertinnen und Experten prognostizieren für die kommenden Jahre einen durchschnittlichen jährlichen Anstieg des Weltmarktes für Medizintechnik in Höhe von rund 5 Prozent. Die Marktgröße soll im Jahr 2023 einen Wert von ca. 550 Milliarden US-Dollar erreichen. Bis 2025 prognostiziert Frost & Sullivan ein durchschnittliches jährliches Wachstum des globalen Medizintechnikmarktes um 6,3 Prozent. Die deutsche Medizintechnik, die hoch innovativ, gut positioniert und international wettbewerbsfähig ist, wird von dieser Entwicklung profitieren und ihren Wachstumskurs fortsetzen können. Die Teilhabe der deutschen Medizintechnik-Branche an diesem Potenzial wird jedoch zunehmend vom europäischen Rechtsrahmen, der laufenden MDR-Implementierung und einem positiven Innovationsklima abhängen.

Quellen: Spectaris

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