Therapie mit den Jüngsten: Welchen Wert hat Therapie mit Kindern?
Logopädie: Frühe Arbeit am Fundament
Sprachliche Entwicklung erfolgt am Lebensanfang rasant. Sonja Utikal, Expertin des Deutschen Bundesverbands für Logopädie (dbl), spricht von einer „Rennstrecke“. Umso wichtiger ist es für Kinder mit einer Sprachentwicklungsstörung, dass ihnen frühzeitig kompetent geholfen wird. „Es geht dabei nicht nur um eine gelingende schulische Entwicklung und den Zugang zum Berufsleben“, so Utikal. „Die Bedeutung von Sprache für psychische Gesundheit und ein erfülltes Sozialleben ist herausragend.“
Oft fallen Sprachentwicklungsstörungen erst bei den Schuleingangsuntersuchungen der Fünfjährigen auf. „Wir plädieren dafür, schon bei den Zwei- und Dreijährigen genau hinzuschauen“, betont Sonja Utikal und verdeutlicht ihr Anliegen mit einem Bild: „Das Fundament für den Spracherwerb muss frühzeitig gesichert werden. Das ist besser, als fortlaufend Stützgerüste anzubringen und fehlende Steine zu ergänzen.“
Zu diesem Ansatz der frühen Sprach- und Sprechförderung zählt auch das Thema Prävention. So sind zum Beispiel schon Neugeborenenhörscreenings ein Weg zur Früherkennung von Hörstörungen und damit auch eine Möglichkeit der Früherkennung von Sprach- und Sprechstörungen. Bei den kinderärztlichen Vorsorgeuntersuchungen U7 und U7a zwischen dem 20. und dem 38. Lebensmonat werden Elternfragebögen eingesetzt, um Risiken für eine Sprachentwicklungsstörung frühzeitig zu erkennen. Logopäd:innen können die Sprachentwicklung im Verdachtsfall dann genauer diagnostizieren und Eltern auf der Grundlage des Ergebnisses beraten.
„Letztlich ist es natürlich die Aufgabe der Therapeut:innen, mit einem offenen Blick auf ihre jungen Patient:innen zu schauen und ein möglichst maßgeschneidertes Therapieangebot zu entwickeln“, sagt Sonja Utikal. Als Gruppenprogramm für Eltern von Kindern mit verzögerter Sprachentwicklung hebt sie das Heidelberger Elterntraining für Late Talker hervor, das speziell für Eltern von Zwei- bis Dreijährigen entwickelt wurde.
Sonja Utikal unterstreicht die Relevanz, die die Berücksichtigung neuester Forschungsergebnisse auch für die Arbeit mit den jüngsten Patien:innen hat: „In den letzten Jahren wurde zum Beispiel erkannt, dass der Einsatz von sprachbegleitenden Gesten den Spracherwerb nicht behindert, sondern unterstützt. Insbesondere in ihrer frühen Entwicklung profitieren Kinder offenbar davon, wenn sie Sprache auch sehen können.“
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Ergotherapie: Einsatz für die Entwicklung
In der Ergotherapie ist die Arbeit mit den jüngsten Patient:innen ebenfalls vielschichtig. Patricia Köper leitet am Stuttgarter FON Institut den Bereich Ergotherapie und weiß aus ihrer eigenen Praxisarbeit um den Wert früher Ansätze: „Das ist schon bei Babys relevant, besonders unter dem Gesichtspunkt der Prävention. Mit Babymassage und -gymnastik lässt sich zum Beispiel frühzeitig an der Wahrnehmung der Kinder arbeiten.“ Patricia Köper beobachtet allerdings auch, dass sich Kolleg:innen häufig nicht an die Arbeit mit Babys herantrauten. „Der erste Schritt fällt oft schwer, aber dann sind viele direkt begeistert. Ich bin selbst dreifache Mutter und kann Kolleg:innen nur ermutigen. Wie so häufig bei der therapeutischen Arbeit geht es auch besonders darum, die Eltern einzubeziehen und die Bindung zwischen ihnen und den Kindern zu stärken.“
Patricia Köper hat sich auf Händigkeit spezialisiert und sieht auch in diesem Feld wertvolles Potenzial für frühe therapeutische Ansätze: „Bei den Babys spielt die Händigkeit noch keine offensichtliche Rolle, aber wir können auch hier präventiv wirken und das Körpergefühl frühzeitig stärken.“ Die Lateralitätsentwicklung und somit auch die ausgewogene Nutzung von linker und rechter Hand könne so begünstigt werden.
Die Balance wahren: Es geht nicht um „genormte Kinder“, sondern um frühe Unterstützung zur Erleichterung des kommenden Lebenswegs. Von der Behandlung motorischer Entwicklungsverzögerungen bis hin zur frühen Unterstützung beim Umgang mit Autismus: Patricia Köper nennt weitere Beispiele, bei denen therapeutische Interventionen bei K ndern von besonderem Wert sind. Sie verweist zudem auf eine grundsätzliche Entwicklung: „Der Beitrag von uns Ergotherapeut:innen wird seit ein paar Jahren auch zunehmend von Ärzt:innen anerkannt, die mehr und mehr Kinder zu uns schicken.“ Sie regt an, auch bei der Ausbildung von Therapeut:innen neue Wege zu gehen: „Ein Praktikum in Kita oder Kindergarten als fester Bestandteil der Ausbildung wäre sehr hilfreich. Man bekommt so ein gutes Gefühl für die Entwicklung von Kindern und kann ihnen somit in der therapeutischen Arbeit eher gerecht werden.“
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Physiotherapie: Hilfe gegen falsche Bewegungsmuster
„Frühe therapeutische Interventionen bei Kindern haben entscheidende Bedeutung“, sagt Frauke Mecher, Beiratssprecherin und Mitglied des Wissenschaftsrates von PHYSIO-DEUTSCHLAND sowie Mitglied der Fachkommission „Physiotherapie in der Kinder- und Jugendmedizin“ des Verbandes. „Im ersten Lebensjahr entwickelt sich das ganze Bewegungssystem“, so Mecher. „Umso wichtiger ist es, aufmerksam auf eventuelle Problematiken zu reagieren. Stellen sich falsche Bewegungsmuster ein, kann mit der Therapie gegengesteuert werden.“
Die Behandlung kann schon bei den Allerjüngsten beginnen, etwa wenn Frühchen noch auf der Geburtsstation physiotherapeutische Unterstützung der Atem- und Kreislaufregulation erhalten. Im ersten Lebensjahr treten laut Frauke Mecher häufig Symmetriestörungen auf: So würden die Kinder oft aus Sorge vor dem plötzlichen Kindstod ausschließlich auf dem Rücken gelagert. Schauen sie permanent auf eine Seite, kann sich eine einseitige Schädelabflachung entwickeln, die die Asymmetrie im Laufe der Zeit manifestiert. Werde bei den Vorsorgeuntersuchungen U3 und U4 etwa festgestellt, dass sich das Kind mit einer Mittelstellung schwertue oder eine Seite bevorzuge, könne Physiotherapie dazu beitragen, dass beide Körperhälften ausgeglichen genutzt werden.
Frauke Mecher stellt klar, dass es „nicht um genormte Kinder geht“. Bei Entwicklungsverzögerungen müsse aber genau mit Ärzt:innen und Eltern nach den Ursachen geschaut werden. „Therapie bei Kindern ist in hohem Maße auch Arbeit mit den Eltern“, sagt Mecher. Diese würden als Co-Therapeut:innen oder mit „therapeutischen“ Spielen oft einen wesentlichen Beitrag leisten.
Weiterbildungen sind für Therapeut:innen im Umgang mit Kindern essenziell. Frauke Mecher hebt Bobath- und Vojta-Therapie vorrangig bei angeborenen oder erworbenen Störungen des zentralen und peripheren Nervensystems sowie Entwicklungsverzögerungen als grundlegendes Rüstzeug hervor. Weitere Spezialisierungsmöglichkeiten sind Atemtherapie und Beckenbodenstörungen im Kindesalter. Der Fachkräftemangel sei in der Pädiatrie leider besonders ausgeprägt, so die Expertin, die aber von Herzen für die Arbeit mit Kindern wirbt: „Es ist unglaublich erfüllend, wenn man sie in ihrer Entwicklung begleiten kann.“