PRAXISnah: „Ich finde es wichtig, am Ball zu bleiben.“

Kollegen über die Schulter schauen und voneinander lernen: unter diesem Motto geben wir Einblicke in Besonderheiten anderer Praxen. Heute mit Gabriele M. Niebuhr, Ergotherapeutin in Bammental.

Frau Niebuhr, was ist das Besondere an Ihrer Praxis?

Sie ist die dritte ergotherapeutische Praxis, die in Deutschland überhaupt zugelassen wurde – vor 37 Jahren. Die gesamte Geschichte der niedergelassenen Ergotherapie haben wir also miterlebt, sowohl was die Gesetze und Verordnungen betrifft, aber natürlich auch, was die Behandlungsverfahren angeht. 

Hat sich Ihrer Ansicht nach die Ergotherapie in dieser Zeit zum Positiven hin entwickelt?

Auf jeden Fall, allein schon wegen der Vielfältigkeit, die es heute gibt und wegen der Kompetenz, die wir in den vergangen Jahren aufgebaut haben. Allein mein Bereich, die Pädiatrie: Da wussten wir ja früher noch gar nicht, wie wir zum Beispiel mit Kindern, die ADHS haben, umgehen sollen. Doch auch wenn sich der Beruf inzwischen völlig verändert hat: Geblieben ist, dass es immer noch ein Traumberuf ist.

Ihre Praxis ist eine Zwei-Frauen-Praxis. Normalerweise käme an dieser Stelle des Interviews die Frage nach dem „Dream-Team“...

Aber wir sind auch ein Dream-Team – und das seit mehr als 30 Jahren! Jede von uns hat ihre eigenen Schwerpunkte und Ausrichtungen und kann so arbeiten, wie sie es möchte. Dabei sind wir ganz gegensätzliche Typen. Dadurch ergänzen wir uns perfekt und stecken uns auch gegenseitig mit Ideen an. 

Aber es kann auch zu Problemen kommen, wenn unterschiedliche Typen aufeinander stoßen. Aktuell wird zum Beispiel das Thema Impfen heiß diskutiert. 

Wir sind uns – was die wichtigen Fragen für die Praxis angeht – meistens einig. Und was das Impfen angeht: Da haben wir beide so viel Verantwortungsgefühl sowohl uns als auch den Patient:innen gegenüber, dass es für uns nie in Frage kam, sich nicht impfen zu lassen.

Haben Sie denn nie versucht, dieses Dream-Team auszubauen und Mitarbeiter:innen einzustellen?

Oh, doch! Wir hatten auch früher welche. Aber inzwischen sind wir ja schon mit 70 und 62 Jahren fast eine Seniorinnenpraxis, und deshalb wollen wir uns jetzt nur noch intensiv um unsere Patient:innen kümmern und nicht um Angestellte. Wahrscheinlich sind Sie inzwischen auch so bekannt in der Region, dass Sie gar keine Werbung mehr machen müssen?

Richtig. Wir arbeiten ja oft schon mit der zweiten Generation zusammen, das heißt wir haben es sowohl mit den Kindern von ehemaligen Ärzt:innen als auch von ehemaligen Patient:innen zu tun. Das finde ich richtig schön!

Auch wenn Sie sagen, dass Sie keine Werbung machen, arbeiten Sie dennoch derzeit an einer neuen Website?

Aber nicht, um Werbung zu machen. Wir brauchten nur ohnehin eine neue Homepage, weil wir nämlich leider umziehen mussten. Das Haus, in dem wir fast 37 Jahre waren, wurde nämlich verkauft und wird demnächst abgerissen.

Wie stehen Sie ansonsten zu Digitalisierungs-Themen, ein „Digital Native“ sind Sie ja nicht gerade?

Auch wenn wir etwas „retro“ sind, werden wir das schon auch noch hinbekommen (lacht). Ich finde es nämlich wichtig, am Ball zu bleiben – gerade jetzt mit der neuen Praxis. Von daher habe ich mir für 2022 fest vorgenommen, mich in das Thema etwas mehr einzuarbeiten, zumal ich mir davon viel Entlastung verspreche.

Wie handhaben Sie es mit Fortbildungen – oder kann man Ihnen ohnehin nichts mehr vormachen?

Es gibt ja doch immer wieder Sachen, die auch für uns noch neu sind. Und da sind wir dann auf jeden Fall dabei, denn man lernt ja nie aus.

In Abrechnungsfragen vertrauen Sie nun schon lange Zeit Optica. Warum?

Optica ist einfach sehr, sehr zuverlässig. Ich bin jetzt schon rund 30 Jahre bei der Optica und in all der Zeit gab es noch nie irgendwelche Probleme.

Gesundheitsministerin für einen Tag – was würden Sie machen?

Das Wichtigste ist für mich, dass wir etwas an der sehr hierarchisch organisierten Zusammenarbeit mit den Ärzt:innen verändern sollten. Die ist teilweise sehr ärgerlich, gerade wenn man dann noch für deren Fehler einstehen muss, weil das Rezept nicht richtig ausgefüllt wurde. Daneben gibt es aber noch andere Dinge, die ich als Gesundheitsministerin anpacken würde: Mich ärgert zum Beispiel, dass wir für das Schreiben eines Berichts nur 80 Cent bekommen. Das finde ich richtig demütigend!

Sind Sie verbandspolitisch organisiert?

Ja, ich bin beim Bundesverband für Ergotherapeuten in Deutschland (BED) und finde dessen Arbeit auch sehr hilfreich. Früher war ich beim Deutschen Verband Ergotherapie (DVE), aber da habe ich mich nicht so gut aufgehoben gefühlt.

Noch einmal auf Start: Würden Sie alles wieder genauso machen?

Auf jeden Fall! Ich liebe diesen Beruf, gerade weil man da die eigene Fantasie und Kreativität so zur Geltung kommen kann Meine Mutter hat immer gesagt, ich hätte nur Flausen im Kopf. Aber genau die kann ich in meinem Beruf jetzt auch schon so lange ausleben.

Rasterelement

Praxis für Ergotherapie Niebuhr/Dylla

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