PRAXISnah: „Für mich ist die medizinische Trainingstherapie das A und O.“

Kollegen über die Schulter schauen und voneinander lernen: unter diesem Motto geben wir Einblicke in Besonderheiten anderer Praxen. Heute mit Dr. Erich Blöchinger, Inhaber eines Therapiezentrums in Vilsbiburg.

Herr Dr. Blöchinger, was ist das Besondere an Ihrer Praxis?

Wir sind ein interdisziplinäres Therapiezentrum, das unter einem Dach Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie anbietet. Dazu haben wir noch eine Frühförderstelle für Vorschulkinder und die Erweiterte Ambulante Physiotherapie im Angebot. All das geführt von einem im sportmedizinisch-therapeutischen Bereich an einer Elite-Universität ausgebildeten Fachmann.

Sie sind diplomierter Sportlehrer und haben im Jahr 2000 an der Technischen Universität München promoviert.

Richtig, als erster und bislang einziger Sportwissenschaftler im medizinischen Bereich. Zuvor war ich sechs Jahre in einer stationären Reha-Klinik, danach in zwei ambulanten Reha-Zentren, zuletzt als leitender Sporttherapeut tätig. Wir haben in dieser Zeit tolle therapeutische Erfolge erzielt – auch bei Hochleistungssportlern wie der Formel 1-Legende Michael Schumacher oder dem Skirennläufer Markus Wasmeier. Aber das grundsätzliche Problem ist, dass eine solche Reha meist nur wenige Wochen dauert, und das ist für einen nachhaltigen Erfolg natürlich viel zu kurz.

Haben Sie deshalb ein eigenes Therapiezentrum gegründet?

Ja, genau. Die Philosophie meines Hauses ist, das, was ich in den Reha-Kliniken gelernt habe, in die ambulante Versorgung umzusetzen. Dafür habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, im interdisziplinären Team Kenntnisse aus der Physiotherapie mit Kenntnissen aus der Sportwissenschaft – konkret: der medizinischen Trainingstherapie – zu kombinieren.

Da Sie kein ausgebildeter Heilmittelerbringer sind, dürfen Sie die Patient:innen nicht selbst physiotherapeutisch behandeln, oder?

Was die aktuelle ambulante Heilmittel-Richtlinie betrifft, ist das im bürokratischen Sinne richtig. Dafür habe ich meine Mitarbeiter:innen, die von mir entsprechend geschult werden. Ein großes Problem ist meiner Ansicht nach, dass Therapeut:innen an ihren staatlichen Berufsfachschulen nicht ausreichend wissenschaftlich therapeutisch ausgebildet werden.

Inwiefern?

Die meisten arbeiten mit viel Herzblut, Empathie und sozialer Kompetenz – sonst würden sie diesen Beruf ja gar nicht erst ergreifen. Mir reicht das aber nicht, ich will auch messbare Erfolge sehen. Ich vermisse fachliche Kompetenz in Sport- und Trainingswissenschaft, speziell was das gelenk- beziehungsweise rückenschonende Muskelaufbau-Training und das aerobe Ausdauertraining betrifft.

Warum haben Sie sich entschieden, auch Ergotherapie und Logopädie in Ihrem Zentrum anzubieten?

Das ist mir ein ganz wichtiges Anliegen. Für mehr Effektivität und zum Wohle der Patient:innen sollten möglichst alle Heilmittelerbringer:innen direkt und ganzheitlich unter einem Dach zusammenarbeiten. 

Ganzheitlich?

Ja, aber nicht im esoterischen Sinne, sondern evidenzbasiert, im Sinne der Sportwissenschaft.

Unter Ihrem Dach gibt es auch einen großen Gerätepark?

Für mich ist die medizinische Trainingstherapie das A und O. Das ist das mit Abstand am meisten eingesetzte Heilmittel in den Reha-Kliniken. Sie unterscheidet sich fundamental von dem, was in den Fitnessstudios stattfindet: falsche Geräte, falsche Übungen, falsche Ausführungen, ungesundes anaerobes statt aerobes Training! Nicht umsonst weist die Gesellschaft für Orthopädisch-Traumatologische Sportmedizin (GOTS) darauf hin, dass der regelmäßige Besuch eines Fitnessstudios ein gesicherter Risikofaktor ist. Leider wird aber Krankengymnastik an Geräten viel zu wenig von den Kassen verschrieben. Und selbst wenn, ist noch nicht klar, dass es dann in der therapeutischen Praxis viel besser ist. Denn bedauerlicherweise spielt das Thema in der Ausbildung von Therapeut:innen nur eine untergeordnete Rolle.

Würden Sie sich selbst als Workaholic bezeichnen?

Nicht mehr. Nach einem Tauchunfall mit temporärer Erblindung ist mir die eigene Endlichkeit bewusster, und ich bin weniger stressresilient geworden. Aber auch wenn ich versuche, zunehmend in Teilzeit zu arbeiten, brenne ich immer noch genauso für meine Themen – vor allem die bessere Versorgung im ambulanten Bereich durch eine evidenzbasierte medizinische Trainingstherapie.

Aber Sie brennen durchaus auch für andere Themen. Stichwort: Eigenstromanlage.

(lacht) Richtig. Die Themen Klimaschutz und Nachhaltigkeit sind mir auch wichtig. Deshalb habe ich in eine große 100-Kilowatt-Photovoltaikanlage auf dem Dach des Therapiezentrums investiert und meinen Fuhrpark komplett auf Elektrofahrzeuge umgestellt. Und das Schöne ist: Die Sache ist nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch sinnvoll.
 

Rasterelement

Therapiezentrum Dr. Erich Blöchinger 

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