PRAXISnah: „Vom Fachkräftemangel sind wir alle betroffen.“

Kollegen über die Schulter schauen und voneinander lernen: unter diesem Motto geben wir Einblicke in Besonderheiten anderer Praxen. Heute mit Eugen Bernhardt, Physiotherapeut in der Rhein-Neckar-Region.

Eugen Bernhardt

Der Physiotherapeut Eugen Bernhardt ist Inhaber von vier, bald fünf Praxen. Dafür habe er Chancen ergriffen, wie er sagt. Und die Mehrarbeit gerne in Kauf genommen.

Herr Bernhardt, was ist das Besondere an Ihrer Praxis?

Das kommt auf die Praxis an; jede hat ihren individuellen Schwerpunkt. Als ich vor sechs Jahren meine erste Praxis in Eppingen übernommen habe, war diese zum Beispiel eher orthopädisch ausgerichtet, und das habe ich dann fortgeführt und weiterentwickelt. Vieles war damals aber auch einfach schon gesetzt. Denn mein Vorgänger hatte die Praxis insgesamt 43 Jahre geleitet, sodass sie natürlich bereits sehr etabliert war.

Was hat Sie bewogen, innerhalb weniger Jahre drei weitere Praxen zu übernehmen, die in der ganzen Rhein-Neckar-Region verteilt sind?

Ich bin jemand, der Chancen ergreift, wenn er sie sieht. Die meisten Praxen habe ich nicht aktiv gesucht, sondern sie wurden mir angeboten.

Nach welchen Kriterien entscheiden Sie sich für oder gegen eine Übernahme?

Meistens übernehme ich Praxen, die sehr in der jeweiligen Gegend verwurzelt sind. Außerdem ist mir wichtig, dass die Praxis über ein gutes und etabliertes Team verfügt. Da muss ich dann vielleicht noch ein bisschen umstrukturieren, damit auch die wirtschaftlichen Daten passen, aber die Basis stimmt.

Kann man sagen, dass in Ihnen Unternehmerblut fließt?

Das ist wohl so. Ich kann mich erinnern, dass meine Mutter früher immer Trinkpäckchen gekauft hat, die etwas größer waren als üblich. Und weil meine Klassenkamerad:innen so neidisch auf meine Päckchen waren, habe ich angefangen, sie in meiner Klasse zu verkaufen. So habe ich mein erstes Geld verdient. Allerdings nur solange bis meine Eltern sich darüber wunderten, dass ich immer so durstig war...

Trotzdem haben Sie sich entschieden, nicht etwa BWL zu studieren, sondern eine Physiotherapie-Ausbildung zu machen.

Das ist richtig, aber nachdem ich dann einige Jahre in dem Beruf gearbeitet hatte, habe ich dann tatsächlich noch eine Ausbildung zum Finanzassistenten bei einer Bank drangehängt. Vorher hatte ich ein Persönlichkeitsprofil erstellen lassen, und dabei war herausgekommen, dass ich eigentlich ein geborenen Vertriebler bin. Allerdings habe ich dann noch während dieser zweiten Ausbildung gemerkt, dass das alleine mir auch nicht reicht. Deshalb ist die Kombination von beidem für mich jetzt optimal.

Würden Sie sagen, dass Sie ein Workaholic sind?

Definitiv! Gerade in der Anfangszeit habe ich jeden Tag ohne Pause von acht Uhr morgens bis acht Uhr abends am Patienten gearbeitet, am Wochenende Büroarbeit und Abrechnung. Inzwischen habe ich allerdings Familie und versuche, das etwas zu reduzieren.

Wie gelingt es Ihnen, das Team – oder die Teams – zusammenzuhalten und dafür zu sorgen, dass das Klima stimmt?

Das A und O ist sicherlich eine offene Kommunikation, sodass Probleme gleich benannt und angesprochen werden. Allerdings muss man hier als Praxisinhaber natürlich aufpassen, dass die Kommunikation keine Einbahnstraße ist. Denn natürlich fällt es mir als Chef leichter, den Mund aufzumachen. Die Mitarbeiter:innen haben aber genau damit manchmal ihre Probleme, wie ich irgendwann feststellen musste. Deshalb ist es auch meine Aufgabe, im Umgang mit ihnen empathisch zu sein und zu spüren, wenn irgendetwas nicht stimmt, vor allem, wenn sie es nicht aussprechen.

Haben Sie Schwierigkeiten, passende Mitarbeiter:innen zu finden?

Vom Fachkräftemangel sind wir alle betroffen. Ich weiß mir aber zu helfen, indem ich die Leute einfach direkt anspreche und frage, ob sie nicht bei mir anfangen wollen. Und auch von meiner Zusammenarbeit mit einer Fachoberschule profitiere ich, weil ich da den direkten Draht zu Schulabgängern haben. Ansonsten mache ich die die üblichen Stellenausschreibungen, eine Allzwecklösung habe ich leider auch noch nicht gefunden. Insgesamt kann ich aber nur hoffen, dass künftig mehr junge Menschen diesen tollen Beruf ergreifen wollen – die Schulgeldbefreiung ist dafür sicherlich ein wichtiger Schritt.

Apropos: Was würden Sie machen, wenn Sie für einen Tag Gesundheitsminister wären?

Drei Dinge würde ich sofort angehen: Erstens würde ich ein Kontrollgremium für die Krankenkassen einrichten, denn meiner Ansicht nach kommt das Geld einfach nicht dort an, wo es ankommen sollte. Zweitens würde ich die Vergütung anpassen, insbesondere im Bereich der Krankenpflege, aber durchaus auch bei uns Heilmittelerbringer:innen. Und drittens würde ich mich für mehr Behandlungsautonomie der Heilmittelerbringer:innen einsetzen.

Rasterelement

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