Unter vier Augen: Über Trends und Kosten im Gesundheitswesen

Was hat das Jahr 2024 geprägt, wie sehen die Trends im Gesundheitswesen der Zukunft aus? Darüber sprechen Prof. Dr. med. habil. Wolfram Mittelmeier, Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für interprofessionelle Hilfsmittelversorgung (DGIHV), und Optica-Geschäftsführer Dr. Jochen Pfänder.

Herr Prof. Dr. Mittelmeier, was hat das Gesundheitswesen und den Hilfsmittelbereich im Jahr 2024 besonders geprägt?

Prof. Dr. Wolfram Mittelmeier: Als Arzt und Orthopäde, der Patienten betreut und junge Menschen ausbildet, habe ich eine große Verunsicherung beobachtet. Junge Mediziner sorgten sich um ihre berufliche Zukunft, Patienten hatten Angst, keine Operationen oder Hilfsmittel zu bekommen. Zudem ist die Belastung durch Dokumentationspflichten, fehlende Digitalisierung und komplizierte Abrechnungen viel zu hoch. Die übermäßige Bürokratie verdirbt die Freude an der Arbeit.

Herr Dr. Pfänder, wie blicken Sie auf das vergangene Jahr zurück?

Dr. Jochen Pfänder: Ein zentrales Thema für uns war die Digitalisierung und zunehmende Automatisierung in der Abrechnung und Verwaltung. Unser Ziel war es vor allem, Hilfsmittelerbringer dabei zu unterstützen, ihre Prozesse zu automatisieren, Fehlerquoten zu reduzieren und ihre Liquidität zu sichern. Denn am Ende geht es nicht nur um die korrekte Abrechnung, sondern auch um die reibungslose Versorgung der Patienten.

Wie bewerten Sie die Entwicklung der Kosten im Gesundheitswesen?

Prof. Dr. Wolfram Mittelmeier: Wir müssen Pflege und Rehabilitation neu denken. Bei gleicher Wirksamkeit könnten wir durch mehr ambulante Rehabilitation die Kosten deutlich senken. Statt Patienten ins Krankenhaus zu schicken oder teuer ambulant zu operieren, könnten Hilfsmittel frühzeitig Mobilität, Gesundheit und Lebensqualität verbessern. Das würde helfen, schwerwiegende Eingriffe oder langwierige Rehabilitationsmaßnahmen einzusparen. 

Dr. Jochen Pfänder: Der wirtschaftliche Druck auf die Hilfsmittelversorger hat sich durch steigende Material- und Personalkosten, Inflation und zunehmende regulatorische Anforderungen erhöht. Gleichzeitig steigen die Anforderungen der Krankenkassen an die Abrechnung – und damit der Verwaltungsaufwand. Eine effiziente Abrechnung und digitale Prozesse sind daher wichtiger denn je.

Was könnte helfen, die Ausgaben zu kontrollieren, ohne dabei die Versorgungsqualität zu beeinträchtigen?

Prof. Dr. Wolfram Mittelmeier: Wichtig ist die Qualifikation. Nur Ärzte und Kliniken, die gute Ergebnisse erzielen, sollten Operationen durchführen. Auch sollte nicht jeder Arzt nach Belieben Hilfsmittel verordnen, sondern nur diejenigen, die dafür besonders qualifiziert sind. Diese Qualifikation könnte zum Beispiel durch universitäre Lehrgänge in Zusammenarbeit mit den Hilfsmittelherstellern und den technischen Betrieben erworben werden.

Was sind für Sie die wichtigsten Trends im Gesundheitswesen?

Prof. Dr. Wolfram Mittelmeier: Wir brauchen Investitionen an den richtigen Stellen, also nicht in die Verwaltung, sondern in die Versorgung und in die Digitalisierung. Wenn wir zum Beispiel mit Künstlicher Intelligenz Patientendaten analysieren, können wir sehen, ob eine Verordnung überhaupt sinnvoll war, und dieses Wissen in Zukunft sehen und nutzen. Dazu brauchen wir natürlich die Daten, die in den Patientenakten der Krankenhäuser und in der elektronischen Patientenakte vorhanden sein sollten. 

Dr. Jochen Pfänder: Neben der Digitalisierung und dem weiter steigenden Kostendruck im Gesundheitswesen ist ein dritter Trend die zunehmende Zentralisierung durch große Versorger und Plattformanbieter. Dies könnte kleine und mittlere Hilfsmittelanbieter vor Herausforderungen stellen. In Zukunft wird es entscheidend sein, effiziente Prozesse, digitale Lösungen und neue Versorgungsmodelle zu etablieren, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

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